Kategorien
Kurzrezensionen

Vom Willen, Recht zu behalten

Arthur Schopenhauer, Die Kunst, Recht zu behalten, Nikol Verlagsgemeinschaft 18-2021.

Schopenhauer glaubt nicht, dass es eine Wahrheit gibt. So kann er Leidenschaft für die Frage entwickeln, wie man in einem Disput Recht behält, unabhängig davon, ob man auch Recht hat. Der Sieg im Disput wird somit zum Selbstzweck; es geht um die beste Rhetorik, die das Argument unterstützt, nicht um die Frage der Richtigkeit des Arguments – eigentlich ziemlich postmodern. Schopenhauer mangelt es nicht an Einfällen, wie man jemanden fertig macht, den man fertig machen will – halt‘ die „Welt als Wille“, wie sein Hauptwerk überschrieben ist. Er gibt 38 Beispiele, wie man die gegnerische Strategie durchschaut und sich selbst geschickt in Szene setzt. Unterhaltsam, zuweilen mit der Pistole geschrieben, man spürt den Misanthropen. Aber um Wahrheitssuche geht es ihm nicht, siehe Selbstzweck.