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Kurzrezensionen

Der Mensch verdient kein Pathos

Italo Svevo, Zenos Gewissen, Diogenes Verlag 2010.

Italo Svevo, Zenos Gewissen, Diogenes Verlag 2010.

Einige Menschen sind lächerlich, denn stets machen sie sich etwas vor – mit der Darlegung des lebenslangen Versuches des Protagonisten, das Rauchen aufzuhören, führt Italo Svevo seine Leser in diese Sicht ein. Der Autor zeigt das Rumeiern seiner Hauptfigur selten in den strukturellen Zwängen; er setzt das Verhalten nicht in Beziehung zu den Basiskategorien der Moderne (Arbeit, Geld und Ware).  Damit produziert er ein krudes Menschenbild; die Gattung Mensch verdiene kein Pathos. Folgt der Leser dem Autor, begibt er sich in Gefahr, stets unbewusst nach entsprechenden Verhaltensweisen bei anderen Menschen zu suchen; er konzentriert sich auf seinen und andere Nabel, er wird zum Psycho und geht seiner Umwelt auf den Geist – ein (Stadt-)Neurotiker ist geboren.