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Kurzrezensionen

Gefangen in der Bibel

Umberto Eco, Der Name der Rose, Carl Hanser Verlag 1980.

Umberto Eco, Der Name der Rose, Carl Hanser Verlag 1980.

„Klarheit vor Einheit“ – dieser geflügelte Ausdruck aus den traditionskommunistischen Richtungskämpfen wird möglicherweise schon im Spätmittelalter ausgesprochen worden sein, um die Bibelauslegungskämpfe zwischen dem Papst, den kaiserlichen Theologen und den Mönchen der diversen Reformklöster zu charakterisieren. Wie das Christentum damals alle geistigen Regungen beherrschte, zeigen die oft tiefgehenden Dialoge zwischen den Romanfiguren. Eingebettet in die theologischen Debatten ist eine im Kloster spielende Kriminalstory: Eine Schrift von Aristoteles darf nicht gefunden werden, damit jede Infragestellung der christlichen Dogmen vermieden wird. Das Sinnieren über die beiden Skizzen (Klosteranlage und das riesige Labyrinth der Klosterbibliothek) macht das Lesen zum forschenden Vergnügen.

Wer betet, spricht mit seinem Gemüt, wusste Feuerbach. „Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik“, wusste Marx.