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Kurzrezensionen

Schwarzbuch Manchester-Kapitalismus

Schwarzbuch Manchester-Kapitalismus

Charles Dickens, Oliver Twist, Anaconda Verlag 2012.

Wer das soziale Elend im vormärzlichen Pauperismus hautnah erleben möchte, der lese Engels „Die Lage der arbeitenden Klasse“ und diesen 1837 erschienenen Roman. Der 9-jährige Waisenknabe Oliver Twist hungert sich durchs Armenhaus und stiehlt danach auf Londons Straßen; Gewaltexzesse inbegriffen. Aber alles wird gut; Wohlhabende helfen ihm. Die Charakterdarstellung von Oliver dürfte schon im 19. Jahrhundert kritisiert worden sein, Kindlers Literaturlexikon schreibt 1965: „Der Held ist wohlerzogen und bürgerlich, obwohl jede Voraussetzung dafür fehlt.“ Der heutige Leser kann sich vorstellen, wie dieser Roman den schon in den 1840er Jahren existierenden Terminus der „sozialen Frage“ polarisierend bedient hat. In den Dialogen wird – typisch für die damalige Literatur – oft (zu) weit ausgeholt.

Eins der wenigen Gebäude im heutigen Manchester, das noch an die Zeit des Manchester-Kapitalismus erinnert.