Nanni Balestrini, Die Unsichtbaren, Assoziation A 2001.
Wer Leiden will an den Sehnsüchten der undogmatischen Linken, der lese diesen Roman über die Massendemos, Hausbesetzungen, Kulturzentren und freien Radios in den 1970er Jahren in Norditalien. Der Leser benötigt Hartnäckigkeit, um in den Lesefluss zu kommen; Sätze, die einen ganzen Absatz lang sind, sind keine Seltenheit und Kommasetzung und anderes Regelwerk interessiert den Roman nicht. Diese Ignoranz korreliert gelungen mit einem Pathos der Befreiung von einem öden Leben, das für jeden, der etwas mit sich zu tun haben wollte, eine Zumutung darstellte. Die Protagonisten des Romans erleben viele Momente intensiven Lebens in gesellschaftlich emanzipatorischer Absicht. Ihr optimistisches Menschenbild war ihnen ein wichtiger Antrieb; später sollten viele es in Frage stellen.