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Kurzrezensionen

Mensch und Wolf und Mensch als Wolf

 

Charlotte McConaghy, Wo die Wölfe sind, S. Fischer 2022.

„(Dass) Menschen einander schreckliche Dinge antun, […] ist das Auffällige im zeitlichen Ablauf, (dabei vergisst man, dass) im Grunde unser ganzes Leben aus Freundlichem besteht“ (S. 421), lässt die Ich-Erzählerin ihre Mutter sagen – guter Satz; er stärkt die Hoffnung, dass die Gattung Mensch doch eine Zukunft hat. Die Ich-Erzählerin ist Wissenschaftlerin und will in den schottischen Highlands Wölfe wiederansiedeln. Klar, das findet nicht jeder gut; zusammen mit miesen familiären Erfahrungen kommt es zu Mord und Totschlag. Der Roman ist ein Aufruf „Menschlichkeit und Natur in Einklang zu bringen“ (Washington Review of Books) – dass der Warenfetisch dem entgegensteht, wird leider von keiner Romanfigur geahnt; somit ist der Roman eine berührende Geschichte ohne letzten Tiefgang.

 

Homo homini lupus – immer aktuell; auch dieser Roman hat Elemente davon.