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Kurzrezensionen

St(r)unkismus

Heinz Strunk, Der gelbe Elefant, Rowohlt 2023.

Strunks Bücher finden alle gut, sogar diejenigen, die gar nicht lesen. Dieses Buch hat 30 zumeist gruselige Kurzgeschichten, zwischen einem Absatz und 33 Seiten lang. Ein Antideutscher könnte Strunk eine offene Flanke zum Antisemitismus unterstellen, denn er stellt seine Figuren gern in ihrer ganzen äußeren Hässlichkeit dar – Eigenschaften und Äußeres werden zur Einheit; ein Strunkismus wäre somit kein Humanismus. Andererseits: Strunk zeigt, wie elendig der Mensch sich verhalten kann, und gibt zu verstehen, dass das an der Verhaftung des Menschen in der Natur liegen kann; ein Strunkismus wäre somit ein Humanismus. Wer von Nichtigkeiten verseucht ist, versteht Strunks Antriebe nicht; ein Beispiel dafür gibt Strunk-Fan Carola in der gleichnamigen Kurzgeschichte (S. 55-63). Traurigster Satz ist der letzte des Buches.