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Kurzrezensionen

Im Nihilismus zu Hause

Fjodor Dostojewski, Die Dämonen (erster von drei Teilen), Anaconda 2012.

Metaebene: Bei Kafka war es der Sprung in die Psychoanalyse, bei Dostojewski der Sprung ins Christentum, so Camus im „Mythos des Sysyphos“; es kommt aber darauf an, gegen das Absurde zu revoltieren [vgl. näher: Punkt 4, unter: Martin_Gohlke_Ekel_und_Eman.pdf (martin-gohlke.de)].

Stil: Dostojewskis ellenlange Personenbeschreibungen entsprachen im 19. Jahrhundert wohl vielen Lesererwartungen. Für heutige Leser ist der Stil gewöhnungsbedürftig; sie kennen es eher, dass der Charakter aus der Handlung sichtbar wird. Fühlt sich der Leser infolge der Langatmigkeit schlecht unterhalten, kann er sich zum Abbruch getrieben sehen; in diesem Fall geschah das nach 350 Seiten.  

Handlung: Nach der Niederlage im Krimkrieg wächst der Unmut über den Zarismus. Einer Gruppe von Revolutionären geht es dabei aber nicht um ein emanzipatorisches Gesellschaftsmodell, sondern um eine Utopie, in der eine kleine Schicht zum Wohle aller herrscht, denn ohne Disziplin sei in Russland kein Fortschritt möglich – im Prinzip proklamieren die Revolutionäre Gleichheit auf Grundlage einer entmenschlichten Gesellschaft. Das Drama der russischen Geschichte lässt grüßen.