Daniela Krien, Mein drittes Leben, Diogenes 2024.
Die Eheleute Linda und Richard verlieren ihre 17-jährige Tochter infolge eines Verkehrsunfalls; Linda bekommt Krebs. Der Roman zeichnet die Trauerphasen von Linda nach; Linda kann nicht mehr an ihr bisheriges Leben anknüpfen, sie trennt sich von Richard, erfährt weitere Veränderungen in ihren sozialen Beziehungen und zieht allein aufs Land. Aber sie findet mit den Jahren zurück ins Leben.
Auf Nietzsches pathetische „Liebe zum Schicksal“ mit einer existentialistischen Erhöhung des Themas lässt die Autorin sich nicht ein; der Leser erhält kein philosophisches Angebot. Der elegante und einfühlsame Schreibstil macht die Lektüre leichtgängig und hält die Neugier hoch; letzteres ändert sich, als die Autorin mit dem Zufall arbeitet (Linda und Richard treffen sich in ihren neuen Schrebergärten wieder, die zufällig nebeneinander liegen); wer das schriftstellerische Spiel mit dem Zufall als Entwertung einer Geschichte empfinden kann, der ist genervt.
Obiges Zitat auf Seite 106.