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Kurzrezensionen

Im Flachen gefischt

Jon Fosse, Morgen und Abend, Rowohlt 2024.

Der Autor ist Nobelpreisträger 2023. Ein Buch über Geburt und Tod. Zum Anfang erfährt der Leser, wie ein Fischer die Geburt seines Sohnes Johannes erlebt. Danach gibt es einen Zeitsprung – geschildert werden die Erinnerungen des sterbenden Johannes, der wie sein Vater ein Leben lang als Fischer gearbeitet hat.

Literaturpäpstin Elke Heidenreich sieht ein „trauriges, zugleich fröhliches Buch“ über Geburt und Sterben, ein anderer Interpret fühlt sich hingegen von der Geschichte überhaupt nicht berührt. Letzteres sei untermauert: Der Roman bedient das Klischee des hart arbeitenden, ehrlichen kleinen Menschen als Gutmenschen, der sein Leben widerspruchsfrei hinnimmt – so „eindimensional […], sich um alle Fragen herummogelnd“ (Anna K., Absatz 11), ist aber kaum jemand. Johannes wird geradezu als leicht beschränkt dargestellt; er denkt und spricht schonungslos simpel.